Inselhopping

Nach einigen Tagen auf dem wunderschönen Campingplatz (solange die Midges nicht kommen) zwischen Bäumen nehmen wir eine Minifähre auf der gerade mal zwei Autos Platz haben – diese müssen dann rückwärts rausfahren, was so einige Fahrer vor eine Herausforderung stellt – zum Glück können wir auf der Fähre wenden…

 Einige Kilometer weiter stellt das kleine Tarbat Discovery Centre diverse behauene Steine aus der Piktenzeit (ca. 300-600 n.Chr.) aus, eine kleine Ausgrabung hat hier eine alte Kirche, einige Häuser und eine Schmiede hervorgebracht. Auch weiter gegen Norden hat es wieder Steine, diesmal zwei Hügelgräber (Camster Cairns), die restauriert wurden und nun bekrochen werden dürfen. Hier wurde vor vielen tausend Jahren in trockenbauweise ein enormer Hohlraum geschaffen, der oft für Begräbnisse (aber vielleicht auch andere Zeremonien) verwendet wurde. Wir staunen immer wieder, wie oft solche Denkmäler hier einfach öffentlich zugänglich (und betretbar) sind.

Camster Cairns

Der Wind wird immer stärker und wir sind froh, im Windschatten dieser Hügel etwas essen zu können, auf der Strasse wird man von den starken Böen fast weggefegt.

Eine nächste Fähre steht nun an: Es geht auf die Orkneys. Aber zuerst wird unser Zelt erneut auf die Probe gestellt; ganz im Norden gibt es nur exponierte Zeltplätze und die Böen haben keine Lust auf Pause. Aber auch diesmal besteht es die Prüfung mit Bravour. Rechtzeitig auf die Überfahrt lässt der Wind etwas nach, so sind die 2.5h bis auf die Orkney Islands auch für Barbara ertragbar. Uns tun immer die Sättel unserer Töffs leid, denn die Befestigung auf den Fähren erfolgt stets nach dem gleichen Schema: Ein Kissen (oder manchmal auch nur ein Tuch) wird über den Sattel gelegt und dann mit einem Riemen so lange angespannt, bis der Töff (hoffentlich) fest dasteht. Wir hoffen einfach, dass unsere Sättel diese Tortur auf den vielen Fähren, die noch kommen, überstehen…

Auf den Inseln sind wir erneut auf einem Zeltplatz, mit wunderschöner Aussicht aufs Meer und das himmlische Gebläse hat sich nun auch wieder aktiviert. So fahren wir ständig in Schräglage, auch wenn die Strassen oft blitzgerade sind. Auf den Orkneys wurden sehr viele prähistorische Überreste gefunden, so kommen wir nicht herum, diverse Hügelgräber («Cairn»), Flucht-/Wohntürme («Broch»), Steinkreise und unterirdische Gebilde («Souterrain») sowie auch eisenzeitliche Dörfer zu besichtigen. Wirklich sehr imposant, was hier vor vielen tausend Jahren mit einfachsten Mitteln gebaut wurde. Doch auch neuere Gebäude begeistern, vor allem wenn darin Whisky destilliert wird. In der Highland Park Distillery sind wir auf der Morgenführung die einzigen Teilnehmer und erhalten eine wunderbare Privatführung durch eine der wenigen Destillerien, die die Gerste noch selbst und in Handarbeit malzt und räuchert.

Standing Stones of Stenness

Eigentlich wären wir gerne auf die Shetland Islands weitergezogen. Diese Inselgruppe liegt etwa auf dem 60. Breitengrad, also noch etliche Fährstunden weiter nördlich. Doch das Buchungsportal im Internet würde uns zwar die Mitnahme der Töffs auf die Inseln zugestehen, in den nächsten Wochen gibt es aber keine Rücknahmemöglichkeit. Da wir aber grad beim Fähreterminal des Fährunternehmens stehen, gehen wir trotzdem einfach mal fragen. 5 Minuten später haben wir Tickets – manchmal lohnt es sich, zu fragen… Kabinen gibt es natürlich längst nicht mehr und auf den angebotenen Sitzen kann zumindest Matti sowieso nicht schlafen, also buchen wir einfach nichts und nehmen stattdessen den Schlafsack und ein Mätteli mit und machen es uns in einer der Bars auf dem Boden bequem – naja bequem; es ist heiss, das Licht brennt die ganze Nacht auf voller Stufe – so schlafen wir nicht besonders gut und viel; aber Hauptsache wir schaffen es auf die Schetties! Dort erstmal Scottish Breakfast mit Speck, Black Pudding (einer Art Blutwurst), Baked Beans, Pilzen und so weiter – das sollte für die nächsten Tage reichen, puh.

Die Prognosen sind mässig, aber wir haben nur 3 Tage erkauft, so düsen wir ganz in den Süden zum Jarlshof, einer Ausgrabungsstätte mit Gebäuden bis in die Bronzezeit zurück. Bei Nieselregen bewundern wir die Strukturen und an den nahen Klippen bewundern wir die vielen Seevögel wie die berühmten Papageientaucher («Puffin»), aber auch Raubmöwen, Razorbills, Kormorane und vieles mehr. So lassen wir den Regen an uns vorbeiziehen und sind trotzdem froh, hier ein Bed&Breakfast gebucht zu haben. Dort werden wir wärmstens empfangen und sind froh, in dem Wetter kein Zelt aufstellen zu müssen. Entgegen unseres bisherigen Glücks erhalten wir nun 2 Tage Sonnenschein und unternehmen einige Wanderungen entlang der vielen Steilküsten der Inseln. Auch sonst gefällt uns das Eiland sehr gut – es wirkt viel wilder als die Orkneys, hat weniger Landwirtschaft (wenn, dann Schafe) und alles wirkt etwas ruhiger und gelassener. Dafür ist die Infrastruktur doch recht minimal. Restaurants auf dem ganzen Archipel lassen sich an einer Hand abzählen (plus ein paar wenige Take-Aways); ausserhalb von Lerwick (der Hauptstadt) gibt es so gut wie gar nichts ausser da und dort eine kleine Tankstelle (selten 24h) und der eine oder andere kleine Dorfladen. Trotzdem fällt der Abschied schwer, hier hat es uns bisher am besten gefallen. Zum Glück ist die Fähre zurück keine Nachtfähre, dafür kommen wir erst um 23h wieder in Kirkwall (Orkneys) an.

Shetland’s Steilküsten

Der Hostelbesitzer hat unsere Buchung vergessen, so müssen wir ihn halt wecken, um ins Zimmer zu kommen. Auch das Wetter ist nun wieder wie gewohnt: Regen. So machen wir halt nochmals eine kleine Tour zum Ring of Brodgar, einem enormen Steinkreis mit ehemals über 60 Steinen und fahren dann im Regen mit der Fähre aufs Festland zurück. Noch sind wir nicht fertig mit Inselhopping…

Unsere Route

2 Gedanken zu „Inselhopping“

  1. happy birthday, Matti!

    Wir wünschen weiterhin gute Fahrt, kaum Wind (ist wohl etwas illusorisch), stets sunshine (hopefully) und Hotelbesitzer, die eure Buchungen nie mehr vergessen:-) So schöne Bilder, thanks a lot and take care!

    the wolves

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